Herzlich willkommen zur 40. Ausgabe des ‘CSRD Kompass’. Schön, dass du mitliest. Die Lesezeit beträgt ca. 5 Minuten. Ich freue mich über dein Feedback und Weiterempfehlungen.
🔧 Praxistipp: Die neue Rolle der Chief Sustainability Officers (CSO)
Eine Studie von Strategy& zeigt klar: Unternehmen mit einem gut verankerten Chief Sustainability Officer (CSO) performen in ESG-Ratings signifikant besser. Trotzdem sitzen viele CSOs noch nicht dort, wo sie den größten Hebel hätten, nämlich direkt am Vorstandstisch .
Die Realität: Fast die Hälfte aller CSOs weltweit hat nur ein eingeschränktes Mandat („CSO light“). Oft zwei oder mehr Ebenen unterhalb des C-Levels . Damit fehlt ihnen der direkte Einfluss auf Strategie, Finanzen und Transformation. Doch gerade hier entscheidet sich, ob ESG lediglich ein Compliance-Thema bleibt oder echte Wertschöpfung bringt.
Governance: Von der Stabsstelle zum integrierten Operating Model
Am Anfang der ESG-Reise ist ein zentralisiertes Nachhaltigkeitsteam sinnvoll. Der CSO und seine Einheit bündeln Wissen, treiben Reporting und schaffen Bewusstsein. Doch je reifer die Organisation wird, desto mehr wandert die Verantwortung in die Fachbereiche: Beschaffung verantwortet Lieferketten-Emissionen, Finance integriert ESG in KPIs und Pricing, HR entwickelt Purpose-getriebene Employer-Strategien. Der CSO bleibt dabei strategischer Enabler und „Horizon Scanner“, der Trends und Risiken frühzeitig identifiziert und die Gesamtarchitektur zusammenhält.
Praxis-Impulse für Unternehmen
Board-Zugang sichern
Stelle sicher, dass die Nachhaltigkeitsverantwortung direkt im Vorstand verankert ist, ob durch einen formalen CSO-Posten oder durch direkte Berichtslinien. Studien zeigen: Investor:innen vertrauen Unternehmen mit C-Level-CSOs deutlich mehr .
Schnittstellen stärken
Erfolgreiche CSOs wirken als Brückenbauer: Sie verbinden Nachhaltigkeit mit Finanzen (z. B. ESG-Risiken in Pricing & Accounting), Strategie, Beschaffung und HR. Der Hebel liegt darin, ESG nicht isoliert zu behandeln, sondern in alle Geschäftsprozesse einzubetten .
Vom Compliance-Manager zum Strategen
Moderne CSOs übersetzen Nachhaltigkeit in Business Value – sie helfen dem Management, ESG als Wachstums- und Innovationschance zu begreifen. Wer es schafft, ESG mit Marken-Story, Produktentwicklung und Kundenbedürfnissen zu verknüpfen, verschafft dem Unternehmen klare Wettbewerbsvorteile.
Fazit
CSOs dürfen nicht als „Datenlieferanten für den Bericht“ enden. Ihr Wert entsteht, wenn sie strategische Gestalter:innen werden mit direktem Draht zum Vorstand, klarer Verankerung im Kerngeschäft und der Fähigkeit, ESG in Wertschöpfung zu übersetzen.
Warum ein starker Chief Sustainability Officer nicht nur ESG-Ratings verbessert, sondern auch den Unternehmenswert beeinflussen kann und welche 5 Fragen du deinem CSO stellen solltest, liest du im neuen Blogartikel.
🔍 Spotlight: Omnibus Pakete I - VI im Überblick
Die EU hat in den vergangenen Monaten mehrere sogenannte Omnibus-Pakete geschnürt, die Unternehmen in unterschiedlichen Bereichen entlasten und neue Impulse setzen sollen.
1. Kurskorrektur bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung (Omnibus I)
Das erste Paket ist die wohl einschneidendste Änderung: Deutlich weniger Unternehmen sollen künftig von der CSRD/CSDDD erfasst sein, weil die Schwellenwerte (Mitarbeitende, Umsatz) angehoben werden. Außerdem: längere Übergangsfristen (Stop-the-clock) und ein Quick Fix mit Aufschub bei bestimmten ESRS-Standards. Die Maßnahmen könnten 80 % weniger Berichtspflichtige zur Folge haben sowie die Anforderungen um knapp 60 % reduzieren und damit weniger Bürokratie, aber auch viel Unsicherheit für Unternehmen, die schon mitten in der Umsetzung stecken.
2. Mehr Investitionskraft für Europa (Omnibus II)
50 Milliarden Euro zusätzlich für innovative Projekte: Mit Omnibus II will die EU den Zugang zu Investitionsmitteln erleichtern, Verfahren verschlanken und KMU von Berichtspflichten entlasten. Das bedeutet: schnellerer Zugang zu Kapital für Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovation.
3. Weniger Bürokratie in der Landwirtschaft (Omnibus III)
Landwirtschaftliche Betriebe profitieren von weniger Kontrollen, höheren Pauschalzahlungen und digitalisierten Prüfverfahren. Ziel ist, die Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit der Höfe zu stärken, mit klaren Vorteilen für kleinere Betriebe und Öko-Landwirtschaft.
4. Neue Kategorie für Unternehmen (Omnibus IV)
Mit den „Small Mid-Caps“ (SMC) entsteht eine neue Unternehmensklasse zwischen KMU und Großunternehmen. Für die rund 38.000 betroffenen Firmen bringt das Paket erleichterte Berichtspflichten, neue Fördermöglichkeiten und Kostenvorteile von Datenschutz bis Kapitalmarktzugang.
5. Verteidigungsbereich im Fokus (Omnibus V)
Das fünfte Paket unterstützt die Ziele des White Paper for European Defence – Readiness 2030. Es bringt vereinfachte Förderverfahren im Verteidigungsfonds (EDF), klarere Regeln bei Ausnahmeregelungen in Umwelt- und Chemikalienrecht sowie besseren Zugang zu InvestEU-Mitteln.
6. Chemieindustrie unter Reformdruck (Omnibus VI)
Das sechste Paket kombiniert einen Aktionsplan mit konkreten Entlastungen in der Regulierung. Kernelemente sind die Einrichtung einer EU-Allianz für kritische Chemikalien, steuerliche Anreize für saubere Chemie und ein PFAS-Überwachungsrahmen. Parallel werden Verordnungen wie CLP, Kosmetik und Düngemittel umfassend vereinfacht, von klareren Kennzeichnungsregeln bis hin zum Abbau von Doppelregulierungen.
Fazit
Ob Nachhaltigkeitsreporting, Investitionen, Landwirtschaft, Mittelstand, Verteidigung oder Chemie, die Omnibus-Pakete I bis VI zeigen, wie die EU versucht, Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit in Balance zu halten. Für Unternehmen eröffnen sich neue Spielräume, gleichzeitig bleibt offen, wie schnell die Vorschläge Gesetz werden und welche Entlastungen in der Praxis wirklich greifen.
📫 Neueste CSRD-Updates
Das DRSC hat eine vorläufige Analyse der EFRAG-Vorschläge zur Überarbeitung des ESRS Set 1 veröffentlicht und unterstreicht darin die Reduktion der verpflichtenden Datenpunkte (um ca. 57 %) als Mittel zur Entbürokratisierung sowie der stärkere Fokus auf das Wesentlichkeitsprinzip. [18.08.2025]
ISSB veröffentlicht neues Material, wie Unternehmen, die erwarteten finanziellen Auswirkungen ihrer ESG-Risiken und Chancen offenlegen können und betont dabei die hohe inhaltliche Nähe zur ESRS. [18.08.2025]
Der Handelsverband Deutschland (HDE) zieht nach 100 Tagen Merz-Regierung eine kritische Bilanz und fordert Korrekturen bei der Umsetzung der CSRD, den Abbau von Bürokratie sowie faire Wettbewerbsbedingungen. [13.08.2025]
EFRAG startet Kosten-Nutzen-Analyse zur ESRS-Vereinfachung mit europaweiter Stakeholder-Befragung bis 12. September 2025. [08.08.2025]
Feldtests zu ESRS 1 („Gross vs Net“) und ESRS S1-9 (angemessene Löhne) werden von der EFRAG durchgeführt, um die Auswirkungen der vorgeschlagenen ESRS Änderungen zu verstehen und ggf. nachzuschärfen. [07.08.2025]
🎪 Anstehende Veranstaltungen
19.08: Nachhaltige Beschaffung gewinnt an Bedeutung (Funke)
26.08: SBTi Net-Zero Standard 2.0 (DGFE)
27.08: Zukunftsfähige Nachhaltigkeitsstrategien (osapiens)
02.09: Von der Nachhaltigkeitsstrategie zum Reporting (envoria)
12.09: Wesentlichkeitsanalyse - Stakeholder einbinden (cyclos future)
16.09: Climate Transition Plan - From strategy to action (Deloitte)
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Alexander Spahn