Herzlich willkommen zur 36. Ausgabe des ‘CSRD Kompass’. Schön, dass du mitliest. Die Lesezeit beträgt ca. 5 Minuten. Ich freue mich über dein Feedback und Weiterempfehlungen.
🔧 Praxistipp: Was bedeuten die ESRS-Vereinfachungen für deine Berichterstattung
Am 20. Juni hat die EFRAG konkrete Maßnahmen zur Entlastung bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung vorgestellt. Ziel: eine deutliche Reduktion der Komplexität und des Umfangs. Was heißt das für die Praxis?
1. Wesentlichkeitsanalyse mit Top-down Ansatz
Die doppelte Wesentlichkeit bleibt zentral, wird aber pragmatischer:
IROs müssen künftig nicht mehr Bottom-up über alle Themengebiete identifiziert werden, sondern nur für die Themen, die für das Geschäftsmodell und den Branchenkontext relevant sind.
➡️ Tipp: Schaue dir Benchmark-Analysen an, um zu ermitteln, welche Themen für deine Branche wesentlich sind. In der Materiality Master Software ist die Funktion der automatischen Themen-Vorauswahl bereits verfügbar.
2. Flexiblere Struktur für bessere Lesbarkeit
Ein Executive Summaries, eine klarere Trennung von verpflichtenden und freiwilligen Inhalten sowie die Möglichkeit, technische Daten (z. B. EU-Taxonomie) in Anhänge auszulagern, soll die Lesbarkeit verbessern
➡️ Tipp: Entwerfe dein Reporting-Grundgerüst nach einem 3-Zonen-Modell:
a) Management-Teil (strategisch & lesefreundlich),
b) Pflichtmodul (Pflichtangaben nach Standards),
c) Datenanhang (Taxonomie, KPIs, Methodik).
3. Wesentlichkeitsprinzip gilt für alle Berichtspflichten
Künftig gilt: Auch die Mindestangaben (MDRs), inkl. Policies, Actions und Targets (PATs), müssen nur dann berichtet werden, wenn sie tatsächlich existieren und wesentlich sind.
➡️ Tipp: Erstelle eine interne Übersicht: „Wo haben wir belastbare PATs – wo (noch) nicht?”
4. Klarere Standards, weniger Missverständnisse
Viele Unternehmen und Prüfer hatten unterschiedliche Auffassungen darüber, was verpflichtend ist. Künftig soll das Layout der Standards klarer zwischen „Muss“ und „Kann“ unterscheiden, freiwillige Angaben werden reduziert.
➡️ Tipp: Fokussiere dich im ersten Berichtsjahr auf die verpflichtenden Angaben.
5. Berichtsumfang: Fokus auf Relevanz
Viele Detail-Datenpunkte (v. a. narrative Angaben) sollen gestrichen oder zu freiwilligen Angaben werden. Der Fokus liegt künftig stärker auf „Core Information“, also den zentralen und aussagekräftigen Aspekten.
➡️ Tipp: Hinterfrage was wirklich entscheidungsrelevant für die Geschäftsführung, Stakeholder und Prüfer ist.
6. Angleichung an andere internationale Standards
Künftig sollen Begrifflichkeiten, Systemgrenzen (z. B. bei Emissionen) und die generelle Berichtslogik mit dem IFRS S1/S2 (ISSB) und dem GHG Protocol möglichst übereinstimmen.
➡️ Tipp: Achte auf einheitliche Begriffsverwendung und nutze bereits vorhandene Daten, vor allem wenn du schon andere Sustainability Reports erstellst.
🗓️ Was als Nächstes kommt
Juli 2025: Veröffentlichung des Exposure Drafts
Herbst: Öffentliche Konsultation
Ende 2025: Finale Empfehlung der EFRAG an die EU-Kommission
➡️ Unternehmen, die sich jetzt auf ihre erste oder zweite ESRS-Berichterstattung vorbereiten, sollten die geplanten Anpassungen beobachten. Noch handelt es sich nur um Vorschläge, die sich ändern können. Auch wir verfolgen die Änderungen und werden unsere Produkte (z.B. Wesentlichkeitsanalyse Excel Template) so schnell wie möglich an die neuen Anforderungen der EFRAG anpassen.
Unsicher was das konkret für dich bedeutet und wie du weiter machen sollst?
🔍 Spotlight: WeAreEurope Studie - Was Unternehmen wirklich über die CSRD denken
Die Diskussion um die „Omnibus“-Initiative der EU-Kommission zur CSRD hat in den letzten Monaten hohe Wellen geschlagen. Eine Studie von WeAreEurope, erstellt in Kooperation mit HEC Paris und weiteren Forschungseinrichtungen, bringt erstmals systematisch die Perspektive von über 1.000 Fachleuten aus 26 Ländern ein.
🧭 CSRD? Breite Zustimmung, aber mit Kritikpunkten
61 % der Befragten sind mit der CSRD insgesamt zufrieden, nur 17 % lehnen sie ab.
Besonders positiv bewertet: die Transparenz und Vergleichbarkeit im ESG-Reporting sowie die Rolle der CSRD als strategisches Managementinstrument.
Überraschend: 90 % sehen die CSRD auch als geopolitisches Asset für Europa, sie stärken Europas wirtschaftliche Souveränität.
Größte Kritikpunkte: mangelnde technische Anleitung, fehlende Proportionalität für KMU und ein hoher Umsetzungsaufwand.
Der oft genannte Wettbewerbsnachteil für EU-Firmen? Nur 37 % stimmen dem zu. Das ist somit der am wenigsten unterstützte Kritikpunkt
📉 Omnibus-Vorschlag? Große Ablehnung
Nur 25 % der Befragten unterstützen den aktuellen „Omnibus“-Entwurf.
51 % fordern grundlegende Änderungen – der Vorschlag wird als Rückschritt wahrgenommen.
Besonders kritisch: die geplante Reduktion des Anwendungsbereichs, die als Signal der Unsicherheit und Inkonsequenz gesehen wird.
🌍 Unterschiede nach Region und Unternehmensgröße
Unterstützung für die CSRD nimmt mit der Unternehmensgröße zu: Von 57 % (250–500 MA) bis 67 % (5.000+ MA).
Unternehmen aus Osteuropa äußern überdurchschnittlich viele Bedenken zur CSRD; Frankreich und die nordischen Länder zeigen starke Zustimmung.
Deutsche Unternehmen: Nur 43 % zufrieden mit der CSRD – trotzdem deutlich weniger kritisch als es die öffentliche Debatte vermuten lässt
🧩 Fazit: Kurs halten – aber besser erklären
Die Ergebnisse zeigen: Die CSRD wird im Grundsatz breit getragen. Der „Omnibus“-Vorschlag dagegen gefährdet Vertrauen und Planungssicherheit. Unternehmen wünschen sich mehr Klarheit, bessere Umsetzungshilfen – und keine abrupten Kurswechsel.
Quelle: WeAreEurope & HEC Paris – CSRD Business Survey 2025
📫 Neueste CSRD-Updates
Der Rat der EU hat seine Position zur Anhebung der Schwellenwerte für CSRD (1.000 Mitarbeitende & 450 Mio. € Umsatz) und CSDDD (5.000 Mitarbeitende & 1,5 Mrd. € Umsatz) beschlossen. [24.06.25]
Die EFRAG veröffentlicht neues Erklärvideo zum VSME Digital Template – inklusive Anleitung zur XBRL-Konvertierung, automatischen Funktionen und Übersetzungen in 17 EU-Sprachen. [23.06.25]
Die EFRAG veröffentlicht Fortschrittsbericht zur ESRS-Vereinfachung: Sechs Hebel sollen 50 % weniger Datenpunkte ermöglichen, der finale Entwurf wird bis Juli erwartet. [20.06.25]
DRSC übermittelt Stellungnahme zum ISSB-Entwurf hinsichtlich der geplanten Änderungen zu den Angaben der Treibhausgasemissionen im IFRS S2. [20.06.25]
Feedback des DRSC an EFRAG zur ESRS-Überarbeitung mit kritischen Hinweisen zu Wesentlichkeit, Konsistenz und Entlastungsvorschlägen. [19.06.25]
EPP fordert EU-Kommission auf, Green Claims Directive zu stoppen und kritisiert die bürokratischer Belastung. [18.06.25]
CBAM-Reform: Parlament und Rat einigen sich auf neue 50-Tonnen-Schwelle – 90 % der Importeure künftig von Meldepflicht befreit, Klimaziel bleibt mit 99 % Emissionsabdeckung gewahrt. [18.06.25]
Jurist warnt vor rechtlichen Klagen gegen EU-Omnibus: Vereinfachungspaket zu CSRD & CSDDD ohne Verhältnismäßigkeitsprüfung könnte zentrale Nachhaltigkeitsgesetze schwächen und jahrelange Rechtsunsicherheit auslösen. [16.06.25]
🎪 Anstehende Veranstaltungen
25.06: ESG in Krankenhäusern (RSM Ebner Stolz)
30.06: Zukunftsmanagement: ISO-Managementsysteme für ESG (leadity)
01.07: Zwischen CSRD und VSME: Ein Kompass für den Mittelstand (DFGE)
01.07: Carbon Footprint entlang der Wertschöpfungskette (GlobalClimate)
02.07: Doppelte Wesentlichkeitsanalyse als Transformationshebel (DFGE)
03.07: ESG Essentials: Rechtliche und steuerliche Einblicke (RSM Ebner Stolz)
04.07: EU-Taxonomie - Aktuelle Entwicklungen und praktische Anwendung (EY)
07.07: Wesentlichkeitsanalyse - Was nun? (DNK)
17.07: Klima-Risiko-Analyse: Durchführung in der Praxis (CSR Tools & kate)
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Alexander Spahn
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